Anfragen 1999: 18822



Euro-Info-Verbraucher e.V. stand 1999 einer gesteigerten Nachfrage gegenüber. Dieser Anstieg ist zum einen zurückzuführen auf Presseinformation zu Themen aus Broschüren und auf die Möglichkeit der Anfrage über Internet. Die Anzahl der Informationsanfragen (4204) sowie die Reklamationsfälle (2530) sind im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen.

Das bevorzugte Anfragemedium bleibt das Telefon (46 % Anfragen). Die Anzahl der schriftlichen Anfragen hat deutlich zugenommen (32 %, 1998 25 %), die Anzahl der Besucher ist leicht zurückgegangen ( 22 %, 1998
26 %). Die Art der Bestellung von Informationsbroschüren wurde statistisch nicht erfasst.


Informationsdienst: 4204 Einzelberatungen

Sektorielle Aufteilung der Informationsanfragen




4204 Informationsanfragen: Schwerpunkte

1) Finanzdienstleistungen (1349)

Grenzüberschreitender Zahlungsverkehr und der Euro (595)
Informationsanfragen aus diesem Bereich sind unverändert zahlreich. Deutsche wie Franzosen sehen sich bei einer grenzüberschreitenden Überweisung in der EU undurchsichtigen und komplexen Bankgebühren gegenüber und fragen nach günstigeren Möglichkeiten des Geldtransfers. Diese Nachfragen stehen in direktem Zusammenhang mit der Einführung des Euro: Die meisten Verbraucher gingen von einem Wegfall der Bankgebühren bei grenzüberschreitenden Überweisungen im Zusammenhang mit der Einführung des Euro aus.

Grenzüberschreitende Immobiliendarlehen (330)
Einerseits ist erfreulich, dass sich immer mehr französische Kreditnehmer vor Aufnahme eines Immobiliendarlehens bei Euro-Info-Verbraucher e.V. informieren. Gleichzeitig sind die Franzosen weniger als in den vergangenen Jahren an Darlehen aus dem Ausland interessiert. Dies lässt sich mit der aktuellen Konjunktur in Frankreich erklären, welche zu niedrigen Zinsen und einer hohen Konkurrenzfähigkeit der französischen Kreditinstitute auf dem europäischen Markt führt. Im letzen Jahresquartal war erstmals zu beobachten, dass auch französische Bankinstitute die Grenze überschreiten und ihre Kreditprodukte auf dem deutschen Markt anbieten. Die angesprochenen deutschen Kunden lassen daher immer häufiger ihre Darlehensangebote von Euro-Info-Verbraucher e.V. prüfen.

Bei Verbraucherkrediten (79) ist eine solche Entwicklung nicht zu beobachten. Dies liegt z. T. an den Schwierigkeiten der Bankinstitute, Schuldansprüche im Ausland geltend zu machen, insbesondere in Frankreich, wo es keine Einwohnermeldepflicht wie in Deutschland gibt. Dies führt zu Zurückerhaltung bei der Kreditvergabe an Nichtansässige wegen fehlender Sicherheiten wie etwa Zugriff auf Lohn-/Gehaltszahlungen.


Geldanlage (171)
Die Verbraucher sind bei Geldanlagen im Ausland unverändert zurückhaltend. Eine Interesse ist jedoch bei französischen Anlegern feststellen, die ihr Kapital – im Vertrauen auf die (vermeintliche) Seriosität deutscher Angebote - grenzüberschreitend anlegen (s. unter „Seminar Geldanlagen in Europa“).

Sparverträge (152)
Die Frage betrifft in erster Linie französische Grenzgänger mit Arbeitsplatz in Deutschland und vermögenswirksame Leistungen mit Arbeitgeberförderung.


2) Gewinnspiele und Versandhandel (138)

Dieser Bereich nimmt derzeit großen Raum ein. Gemeint sind Versandhandelsunternehmen mit einer Briefkastenanschrift im anderen EU-Mitgliedstaat. Versandt werden Gewinnversprechen mit der gleichzeitigen Aufforderung zur Warenbestellung von geringem Wert. Die umworbenen Verbraucher erkundigen sich nach den rechtlichen Möglichkeiten, die versprochenen Gewinne einzuklagen. Versandhandelsunternehmen nutzen zunehmend den Umstand aus, dass ein effektiver Rechtsschutz über die Grenze hinweg auf zahlreiche praktische Probleme stößt.

3) Versicherungen (576)
Die Anfragen betreffen in erster Linie Immobilieneigentum deutscher Verbraucher in Frankreich. Diese deutschen Verbraucher informieren sich vor Unterzeichnung eines Vertrags bei einem französischen Unternehmen, da die Vertragsunterlagen durchweg in französischer Sprache abgefasst sind. Die Versicherungen in Frankreich unterscheiden sich jedoch grundlegend von Angeboten aus Deutschland: So ist ein kombinierte Hausrat- und Gebäudeversicherung französischen Typs in Deutschland unbekannt. Insgesamt ist der Binnenmarkt im Versicherungswesen nur ansatzweise ausgeprägt. Versicherungen vertreiben praktisch keine Sachversicherungen an Nichtansässigen. Im Kranken- und Sozialversicherungsbereich ist eine ähnliche Entwicklung zu beobachten. Insbesondere hinsichtlich der unterschiedlichen Abwicklungen der Versicherungsleistungen wäre eine separate Studie nötig.

4) Kaufvertrag (805)
Deutsche sind in erster Linie am Neuwagenkauf in Frankreich interessiert, Franzosen kaufen in Deutschland vor allem Gebrauchtfahrzeuge. Die Deutschen kaufen das Neufahrzeug in Frankreich ohne Mehrwertsteuer und entrichten diese bei der Zulassung in Deutschland. Die Neuwagenpreise für deutsche Marken liegen in Frankreich etwas niedriger als in Deutschland, was umgekehrt für Frankreich gilt. Bei Gebrauchtfahrzeugen nutzen die Franzosen in Deutschland verstärkt Angebote wie „Jahreswagen“ und hochwertigere Angebote als in früheren Jahren. Der Markt in Deutschland wird insgesamt als reichhaltiger beschrieben.

5) Andere grenzüberschreitende Fragen (865)
In diesem Bereich sind alle Anfragen zu Verwaltungsvorgängen von Privatleuten aufgeführt (Aufenthaltserlaubnis, Kfz-Zulassung, Steuer). Ein großer Bedarf an Information und persönlicher Beratung ist vor allem bei den Personen zu verzeichnen, die in Frankreich leben oder sich dort länger aufhalten. Die sprachlichen Hürden sind gegenüber der Verwaltung hoch; hinzu kommen die unterschiedlichen Verwaltungsabläufe beiderseits des Rheins.

6) Werk- / Dienstleistungsvertrag (353)
Hier entfiel ein Großteil der Anfragen auf den Bausektor. Regelmäßig angefragt wird, in welchem Staat die Mehrwertsteuer abgeführt werden muss.